In den USA ist der Verkauf von Muttermilch zu einem boomenden Markt geworden. Frauen mit Pseudonymen wie ‚Yummy Mommy‘ bieten da ihr körpereigenes Produkt feil. Wie die meisten Trends schwappt auch der Muttermilch-Boom allmählich über den großen Teich zu uns herüber. Auf den deutschen Internetseiten preist etwa die Anbieterin ‚Milchmädchen‘ ihre Dienste an.
Ein altes Geschäft wird neu entdeckt
Die Idee des Muttermilchverkaufs ist alles andere als neu, schon im Altertum gab es Ammen, die gegen Entlohnung fremde Kinder stillten. Meistens stellten Frauen besserer Herkunft Ersatzmütter aus niedrigeren Gesellschaftsschichten an. Es gab Bäuerinnen, die städtische Kinder für die Stillzeit bei sich aufnahmen und Dienstmädchen, die neben ihrem eigenen auch den Nachwuchs ihrer Herrschaft nährten. In früheren Zeiten war das eine übliche Praxis und alleinstehende Mütter mit unehelichen Babys hatten kaum eine andere Einkommensquelle. Heute wird die Muttermilch vor allem über das Internet verkauft und tiefgefroren in die ganze Welt verschickt.
Der Internet Boom
In den USA ist der Verkauf von Muttermilch zum lukrativen Geschäft geworden und die Ware reist in alle Herren Länder. Gefroren und in Trockeneis verpackt übersteht die sensible Fracht den Transport. Das kostbare Gut Muttermilch wird zu empfindlich hohen Preisen vertickt und genauso marktschreierisch beworben wie andere Handelswaren auch. Liquid Gold wird die Muttermilch in Amerika schon genannt, denn damit können Mütter attraktive Zuverdienste erzielen und die Haushaltskasse zumindest vorübergehend erheblich aufbessern. Genauso florierend wie das Angebot ist selbstverständlich auch die Nachfrage. Mütter, die selbst nicht stillen können, sind bereit, fast jeden Preis für den kostbaren Saft zu bezahlen. Dabei wird oft vergessen, dass es sich bei der Muttermilch um ein heikles Lebensmittel handelt.
Der Kauf von fremder Muttermilch birgt Risiken
Muttermilch ist natürlich nicht steril und kann unter Umständen mit Keimen belastet sein. Beim Kauf übers Internet kann das nicht ohne weiteres überprüft werden. Auch wenn die Verkäuferinnen sich als Nichtraucherinnen mit gesundem Lebenswandel und vollwertiger Ernährung anpreisen, weiß die Empfängerin der Muttermilch nicht, ob diese Angaben tatsächlich der Wahrheit entsprechen. Spuren von Drogen, Medikamenten oder Alkohol können so in den Körper des Säuglings gelangen. Wenn die Muttermilchspenderin wissentlich oder unwissentlich unter einer Krankheit leidet, besteht höchste Ansteckungsgefahr. Außerdem ist die Zusammensetzung der Muttermilch natürlicherweise auf das Alter des Säuglings abgestimmt. Ein Neugeborenes hat andere Ansprüche an seinen Nahrungscocktail als ein Baby im Alter von einem halben Jahr. Dieser Tatsache wird beim Online Muttermilchhandel nicht immer ausreichend Beachtung geschenkt.
Die deutsche Praxis
In Deutschland wird die Muttermilch rechtlich als Lebensmittel angesehen. Somit ist auch der Handel erlaubt. Viele der großen Handelsplattformen, wie beispielsweise eBay, schließen das Angebot von Muttermilch jedoch grundsätzlich aus. Es gibt aber an großen Kliniken, die Frühchen betreuen, durchaus auch medizinische Frauenmilchbanken. Dort wird fremde Muttermilch aber nur verfüttert, nachdem sie einer akribischen Prüfung im Labor unterzogen wurde.
Der Boom treibt Blüten
Aufgrund des neuen lukrativen Geschäftsfeldes kommen manche Anbieter auf fragwürdige Ideen. Eine davon ist beispielsweise die Eiscreme aus Muttermilch. Ein bedenkliches Produkt, das man in diversen amerikanischen Online Shops findet. Auch in einem Londoner Szene Café wird das extravagante Eis angeboten. Natürlich zu einem ebenso extravaganten Preis. Der Inhaber hat die spendenden Frauen über eine Zeitungsannonce angeworben.
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